Detlef Brechtel (r.) spricht über drei Jahrzehnte Kommunalpolitik.
Rosbach (sky) 11.9.2022
Die Feier zum 70jährigen Bestehen der Freien Wähler Gemeinschaft (FWG) Rosbach war zwar „nur“ ein halbrundes Jubiläum, doch der gewählte festliche Rahmen in der Nieder-Rosbacher Wasserburg hob die Besonderheit des Ereignisses gebührend hervor. Vertreter aller im Stadtparlament vertretenen poltischen Parteien waren der Einladung des FWG-Vorsitzenden Christian Lamping in „Rosbachs Gute Stube“ gefolgt, und auch die Kreis- und Landesebene war zugegen. Als Festredner hatte Alt- und Ehrenbürgermeister Detlef Brechtel die Ehre, viele Jahre gemeinsamen Miteinanders Revue passieren zu lassen, und mit Paul Groetsch und Gerhard Metztger wohnten zwei Urgesteine der Rosbacher Freien Wähler dem Festakt bei, die für ihre besonderen Verdienste sogar mit dem Ehrungsabzeichen in Gold der Freien Wählergemeinschaft ausgezeichnet wurden.
Wie Lamping berichtete, war es Paul Groetsch gewesen, der in seinem umfangreichen Archiv dieses denkwürdige Ereignis gefunden hatte. „Während der ersten zwanzig Jahre waren die Freien Wähler allerdings eine ‚lockere Gesellschaft‘ von Bürgern gewesen, die Politik für ihren Wohnort gestalten wollten“, wusste jener. Einen Durchbruch habe es erst mit der Gebietsreform Anfang der 1970er Jahre gegeben, als es galt, den Rodheimer Interessen in der neu gegründeten Stadt Rosbach Nachdruck zu verleihen. In dem neuen Stadtparlament schafften es die FWG sogar, sich mit acht Sitzen auf Anhieb vor der CDU (6 Sitze) zu etablieren und mit der Wahl des Parteilosen Detlef Brechtel zum neuen Bürgermeister der SPD-Hochburg ein Ende zu setzen. Bis heute wird zwischen FWG und CDU darüber diskutiert, wer von beiden letzlich dafür verantwortlich zeichnen durfte, Brechtel auf den Rathaussessel gehoben zu haben. Immerhin waren es aber die Freien Wähler gewesen, die ihm nach seinem Zerwürfnis mit der CDU doch noch zu einem gebührenden Abschied verhalfen und ihn unter anderem zu einer Abschiedstour auf dem Main eingeladen hatten. Heute bezeichnet Lamping die Wahl von Brechtel zum Bürgermeister von Rosbach eins der großen Verdienste der FWG.
Die Festrede am Freitagabend war für Brechtel das erste Mal gewesen, dass er seit dem Ende seiner Amtszeit in Rosbach an ein Rednerpult trat. Und so nutzte er die Gelegenheit zu einem Rückblick auf 28 Jahre Amtszeit und 28 Jahre politischen Wirkens zusammen mit der FWG, die geprägt waren von uneingeschränkter Loyalität gegenüber dem Stadtoberhaupt. „In diesen Jahren haben wir trotz mancher Gegensätze alle Beschlüsse durchbekommen, die für unsere Stadt wichtig waren“, resumierte er. Zusammen mit der FWG haben man „manchen Dampf aus dem Gebälk genommen“ und somit eine Reihe notwendiger Erfolge erzielt. Mit der scherzhaften Ankündigung, seinen Vortrag nicht der Länge seiner Haushaltsreden anpassen zu wollen, ging Brechtel dennoch auf die zahlreichen Projekte eine, die er als Bürgermeister auf den Weg gebracht hatte. „Wir haben 8,4 Millionen investiert, und 40,8 Millionen erwirtschaftet“, stellte er fest. Die Freien Wähler hätten viele der notwendigen Erfolge mitgetragen, aber nur wenig davon nach außen getragen. Als eins von mehreren Beispielen nannte er den „Kompensationsvertrag“ mit dem Kreis. Jener besagte, dass Rosbach die Kapersburgschule bauen wird, und der Wetteraukreis im Gegenzug die über 10 Millionen Euro teure Südumgehung finanziert. Ein weiteres Millionen-Projekt, bei dem Brechtel die Freien Wähler an seiner Seite wusste, war der Neubau des Sportzentrums in Rodheim. Von der Investitionssumme her geringer, doch in ihrer Bedeutung kaum weniger gewichtig waren der Umbau der ehemaligen Schulen in Kindergärten, die Sanierung der Nieder-Rosbacher Wasserburg oder der Ankauf der Bahnhöfe wegen ihrer ortsteilprägenden Charaktere. Auch konnte die Stilllegung der Bahnhöfe verhindert werden und der REWE-Konzern in Rosbach gehalten. Bei vielen dieser Projekte hätte die FWG entscheidend mitgewirkt und so zum Wohl der Stadt beigetragen. Nicht alles davon sei gebührend öffentlich gewürdigt worden, weshalb Brechtel seinen langjährigen politischen Weggefährten einen guten Rat mit auf den Weg gab: „Ihr solltet das, was ihr leistet, künftig besser in die Öffentlichkeit tragen, dann wird das auch mehr wahrgenommen.“
Anm.: Die Veröffentlichung dieses Presseartikels erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Autorin, Frau Edelgard Halaczinsky, bei der wir uns recht herzlich bedanken.